ARCHÄOLOGIE

Archäologie auf Posa

Blick von Süden über die Anlage des Klosters Posa. (Quelle: Philipp Baumgarten)
Ort und seine Geschichte

Auf der ersten Erhebung nach der Leipziger Tieflandbucht, östlich der Stadt Zeitz, befinden sich die baulichen Überreste des Klosters Posa. Die Anlage dominierte den Bergsporn, der sich deutlich über die Elsteraue erhebt. Die hervorragenden naturräumlichen Gegebenheiten dürften bereits in ur- und frühgeschichtlicher Zeit ein großes Interesse an diesem Platz geweckt haben. Heute sind auf dem Berg die Reste einer komplexen Wallanlage zu entdecken, die möglicherweise bereits in der Bronzezeit errichtet wurde. 

 

 

 

 

Grundriss der Klosterkirche und Klausuranbauten von 1659  (Quelle: Sächsisches Staatsarchiv)
(Bau)Geschichte des Klosters

Die Frühgeschichte des Ortes ist bisher noch weitgehend im Dunkeln, jedoch lassen sich über die Geschichte des Klosters Posa ab dem 12. Jahrhundert einige Erkenntnisse zusammentragen. So ist die Baugeschichte des heute fast vollständig verschwundenen Klosters in Grundzügen bekannt. Dieser erfreuliche Umstand ist nicht zuletzt Grabungen aus dem 19. Jahrhundert sowie einer Hand voll schriftlicher Quellen zu verdanken.

Innerhalb der frühgeschichtlichen Wallanlage, wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts das Kloster Posa errichtet, welches reich ausgestattet und mit Benediktinermönchen aus dem Kloster Hirsau besetzt wurde. Der Grundriss der Klosteranlage aus dem Jahre 1659 belegt die bau- und kulturgeschichtliche Bedeutung des Klosters. 

 

 

Ansicht von Wilhelm Dilich 1626/1629 (Quelle: Museum Schloss Moritzburg)

Im Zuge der Reformation verlor das Kloster immer mehr an Bedeutung und galt letztlich ab 1545 als formal ausgelöst. Der letzte Abt starb 1553 und wurde noch in der Klosterkirche bestattet. Vom Kloster ist heute außer dem ehemaligen Abtshaus/ Gästehaus aus dem 12. Jahrhundert und einigen Kellergewölben kaum noch etwas erhalten. Die Bauten aus der Klosterzeit sind heute fast vollständig verschwunden. Ihre Steine dienten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Baumaterial für den Neubau des Zeitzer Schlosses.

 

 

Erste archäologische Grabungen

Mit diesem Kenntnisstand konnte 2017 das Gelände im Zuge einer Teichsanierung erstmals wieder archäologisch untersucht werden, wodurch die Lage der Klosterkirche präzise rekonstruiert werden konnte. Seither wird unter der archäologischen Leitung Holger Rodes und der Unterstützung des  Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt mit ehrenamtlichen Helfer_innen die Grabungsfläche nach Süden und Westen erweitert. 

 

 

 

 

 

Bestattung im Spannfundament der Nebenapsis (Quelle: Philipp Baumgarten)
Bisherige Grabungsergebnisse 

Seit den ersten Grabungen wurden umfangreiche Erkenntnisse über die Baugeschichte des Ortes gewonnen und eine Fläche von 250 qm3 freigelegt. So konnten die romanische Apsis, die südliche Hälfte des Chores und Teile des Querhauses  dokumentiert werden. Von besonderer Bedeutung war der erstmalige Nachweis von Fußbodenresten im Querhaus. 

Die Erkenntnisse über die einstige Klosterkirche verdichten sich damit zunehmend. Nach heutigem Wissen hatte die Kirche eine „Länge von etwa 60 Metern. Sie Verfügte im Westen über eine Fassade mit zwei Türmen, die im Erdgeschoss eingewölbt waren. Nach Osten schloss sich das ungewölbte, also mit einer Balkendecke geschlossene Langhaus an. Die Stützen des Langhauses hatten die Form quadratischer Pfeiler. Die gesamte Ostpartie der Kirche war eingewölbt. Die Seitenkapellen und die Kapellen in den Querhausarmen waren nach Osten mit gewölbten Apsiden geschlossen. In einer zweiten Bauphase wurde die Hauptapsis nach Osten verlängert. Der neue Ostabschluss wurde jetzt als eingewölbtes Polygon mit Strebenpfeilern ausgeführt. An der Südseite der Kirche befand sich die Klausur. Der rechteckige Kreuzgang war allseitig von Gebäuden umgeben. Im Ostflügel der Klausur schloss unmittelbar an die Kirche die relativ kleine Sakristei an. Im Obergeschoss dürften sich hier auch das Refektorium der Mönche befunden haben.“

 

Ältere Fundamentierung mit angrenzendem Kirchenfundament (Quelle: Holger Rode)
Frühgeschichtliche Funde

Die alten Kirchenfundamente sind nicht die einzigen archäologischen Funde. Neben den Zeugnissen aus Klösterlicher Zeit finden sich auch Spuren einer älteren Nutzung des Ortes. So konnte unter der Fundamentierung der Kirche das Fundament eines deutlich älteren Vorgängerbaus identifiziert werden. Geborgenen Keramik, die in einem das Fundament bedeckenden Humushorizont gefunden wurde, konnte in das 11. Jahrhundert datiert werden. Über Größe und Funktion des Bauwerks kann bisher nur spekuliert werden. Dennoch erlaubt ein solcher Befund, erstmals die vor der Klostergründung liegende Geschichte des Ortes zu beleuchten, zu der keine schriftliche Überlieferung erhalten ist. Mit Blick auf die bisherigen Erkenntnisse erscheint es möglich, dass die freigelegte Fundamentierung Teil eines Turmbauwerkes aus dem 10. Jahrhundert ist. 

Die Untersuchungen der letzten Jahre zeigen deutlich, dass der Posaer Berg wohl für die Gründung der Stadt Zeitz und für deren Frühgeschichte eine viel größere Bedeutung hatte, als das bisher angenommen wurde. Vielleicht gelingt es hier einmal exemplarisch zu belegen wie sich die Herausbildung der mitteldeutschen Städtelandschaft im hohen Mittelalter zur Zeit der beginnenden Christianisierung vollzogen hat.

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